Potsdamer Konferenz - Forum VI

Roland Simon

Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des
21. Jahrhunderts

In der Kabinettsitzung vom 22. September 1999 hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm "Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts" beschlossen. In diesem Programm sind konkrete Zielvereinbarungen und entsprechende Aktionen für den Weg Deutschlands in die Informationsgesellschaft enthalten, die die beschleunigte Nutzung und Verbreitung der neuen Informations- und Kommunikationsmedien vorbereiten und die Aktivitäten der Bundesregierung für den Aufbruch in das Informationszeitalter bündeln sollen. Mit diesen Zielen und Aktionen will die Bundesregierung Deutschland in eine europaweite Spitzenposition in der Informationsgesellschaft bringen und dazu beitragen, nachhaltig neue Beschäftigungs-potenziale zu erschließen.

Wesentliche und zentralen Ziele des Programms sind:

  1. die Steigerung der Verbreitung und Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechniken in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft; dabei soll das gesamte verfügbare Qualifikationspotenzial von Frauen und Männern mobilisiert und erschlossen werden.
  2. geht es um die Gewährleistung der Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen und gleicher Chancen von Frauen und Männern an der umfassenden Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechniken.
  3. planen wir die durchgängige Modernisierung schulischer und beruflicher Ausbildungssysteme und als viertes die Erhaltung und den Ausbau des hohen Niveaus in der Grundlagenforschung und in der Entwicklung neuartiger Anwendungen.
Untrennbar damit verbunden ist
  • der Schutz der Menschenwürde,
  • der Schutz von Kindern und Jugendlichen,
  • von Verbrauchern und deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung, weiterhin
  • der Ausbau der informations- und kommunikationstechnischen Infrastrukturen,
  • die weitergehende Verbreitung innovativer Formen der Arbeits- und Unternehmensorganisation sowie
  • die Modernisierung des Staates durch umfassende Nutzung der Informations- und Kommunikationstechniken in allen Bereichen der öffentlichen Hand.

Beim Zugang zu den neuen Medien soll der Anteil der Internetabonnentinnen und - abonnenten an der Gesamtbevölkerung von 9 Prozent im Jahr 1999 auf über 40 Prozent im Jahr 2005 gesteigert werden.

Um Deutschland einen Spitzenplatz im digitalen Zeitalter zu sichern, sollen durch die gemeinsamen Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft innerhalb der nächsten fünf Jahre folgende konkrete Zielmarken erreicht werden:

  • Beim Zugang zu den neuen Medien soll der Anteil der Internetabonnentinnen und -abonnenten an der Gesamtbevölkerung von 9 % im Jahr 1999 auf über 40 % im Jahr 2005 gesteigert werden.
  • Im Bereich von Bildung und Ausbildung ist geplant,
  • alle Schulen mit multimediafähigen PC- und Internetanschlüssen bis zum Jahr 2001 auszustatten,
  • das Ausbildungsvolumen in den neuen IT-Berufen bis 2003 auf 40.000 Plätze auszuweiten und das Fachkräfteangebot für qualifizierte IT-Aufgaben bis zum Jahr 2005 um weitere 250.000 zu erhöhen,
  • den Frauenanteil an IT-Berufsausbildungen und den Anteil der Studienanfängerinnen an Informatikstudiengängen auf 40 % bis 2005 zu steigern.
Bei Anwendungen und Infrastruktur ist die Verdopplung der Zahl der Multimedia-Unternehmen bis zum Jahr 2001 und des Anteils der Telearbeit bis 2003 geplant.

Das Aktionsprogramm der Bundesregierung ist das Angebot an alle gesellschaftlichen Gruppen, die Informationsgesellschaft mitzugestalten.

Dazu beitragen soll die Entwicklung neuartiger breitbandiger Mobilkommunikationssysteme mit Zugriffsmöglichkeit auf multimediale Dienste zu jeder Zeit an jedem Ort bis 2005 und ein drahtloser Internetzugang ab 2002. Für die Modernisierung des Staates ist die Entwicklung einer IT-Strategie der Bundesregierung für die Informationsdienstleistungen der Bundesverwaltung bis zum Sommer 2000 und ein breitenwirksamer Einsatz der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in der öffentlichen Verwaltung wichtig. Dies soll z. B. durch breite Einführung der elektronischen Steuererklärung im Bereich der Finanzverwaltung ab dem Jahr 2000 oder die Einführung elektronischer Angebote und Vertragsabschlüsse im öffentlichen Auftragswesen ab dem Jahr 2001 geschehen.

Das vorgelegte Programm ist mehr als nur ein Aktionsprogramm der Bundesregierung. Es ist das Angebot an alle gesellschaftlichen Gruppen, die Informationsgesellschaft mitzugestalten. Das Aktionsprogramm soll begonnene Diskussionen mit den Ländern, der Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften sowie die einschlägigen Gespräche im Rahmen des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit nicht abschließen, sondern weitere Verabredungen und gemeinsame Maßnahmen anregen.

Die Bundesregierung hat sich in ihrem im Juni 1999 verabschiedeten Programm "Frau und Beruf" dafür ausgesprochen, die Strategie des Gender-Mainstreaming - das heißt Gleichstellungspolitik als Querschnittsaufgabe - umzusetzen. Chancengleichheit ist als übergreifendes Leitprinzip in alle Politikfelder, Programme und Maßnahmen zu integrieren.

Für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend liegt ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit auf diesem Gebiet auf der Steigerung der Beteiligung von Frauen an den Informations- und Kommunikationstechniken. Die Strukturveränderungen, die die Informationsgesellschaft in der Arbeits- und Lebenswelt erfährt, bietet enorme Chancen, die gesellschaftliche Gleichberechtigung zu erreichen und die zu bewältigenden Aufgaben in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Frauen und Männern gemeinsam zu lösen.

Weltweit geht die Entwicklung der Informationstechnologie und vor allem die Nutzung des Internet mit einer enormen Stärkung der wirtschaftlichen Selbständigkeit und Eigenständigkeit von Frauen einher. Mittlerweile liegt der Anteil der Frauen bei der Internetnutzung in den USA bei 50 %, in Deutschland bei etwa einem Drittel. In unserem Land sind Frauen vor allem dann mit der neuen Technik vertraut, wenn sie sie beruflich nutzen.

Es ist Ziel der Bundesregierung, Frauen gleichberechtigt an der Entwicklung und Gestaltung der Informationsgesellschaft zu beteiligen. Die Bundesregierung hat sich in ihrem im Juni 1999 verabschiedeten Programm "Frau und Beruf" dafür ausgesprochen, die Strategie des Gender-Mainstreaming - das heißt Gleichstellungspolitik als Querschnittsaufgabe - umzusetzen. So ist sie auch im Amsterdamer Vertrag der Europäischen Union verankert. Chancengleichheit ist dabei als übergreifendes Leitprinzip in alle Politikfelder, Programme und Maßnahmen zu integrieren. Das Programm "Frau und Beruf" soll dazu beitragen,

  • die Ausbildungschancen junger Frauen zu verbessern,
  • die Arbeitsplatzchancen und
  • die berufliche Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen zu erweitern.
Dies gilt gerade auch für die zukunftsorientierten Berufe der Informationsgesellschaft. Hier ist der Nachholbedarf besonders groß: 1998 waren nur 13,6 % der rund 13.600 Auszubildenden in den neuen Informationstechnikberufen in Deutschland weiblich. Damit bleibt ein großes Potenzial an möglichen jungen, engagierten Mitarbeitern ungenutzt.

Weitere Schwerpunkte des Programms "Frau und Beruf" umfassen:

  • Benachteiligungen für Existenzgründerinnen abzubauen,
  • die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit zu fördern,
  • der Einkommens- und Lohndiskriminierung von Frauen entgegenzuwirken und
  • den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre zu erhöhen.
Darüber hinaus hat die Bundesregierung, unterstützt von der Bundesanstalt für Arbeit und der Deutschen Telekom die Initiative "Frauen geben der Technik neue Impulse" gestartet. Sie hat das Ziel, die Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen der technischen Ausbildung und Berufe zu stärken. Sie nutzt dazu das in den Frauen-Technik-Netzwerken bundesweit erarbeitete Wissen und führt dies für gezielte Aktionen in den Bereichen Schule, Aus- und Weiterbildung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Sie informiert über neue Ausbildungen - gerade in den Informationstechnikberufen - und neue Arbeitsformen - als Beispiel sei hier die Telearbeit genannt - und stellt Materialien über national und international beispielhafte Entwicklungen zusammen.

Dies betrifft beispielsweise eine Studienreform, die auf eine stärkere Beteiligung von Frauen für ein Ingenieur- oder Informatikstudium gerichtet ist. Auf Verbesserungen in diesem Bereich zielt auch die Förderung innovativer Studiengänge und weiterer Maßnahmen, die zur Stärkung der Beteiligung von Frauen an diesen Studienfächern beitragen. Hierzu soll auch eine übergreifende Informationskampagne gestartet werden. Ingesamt sollen Verbände, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Politik und Unternehmen informiert und motiviert werden, sich stärker für hervorragend qualifizierte Frauen in der Technik einzusetzen. Weitere Informationen hierüber sind im Internet unter "http://lovelace.fh-bielefeld.de" abrufbar.

Ein Schwerpunkt der Initiativen der Bundesregierung ist die Ende September 1999 gestartete Ausweitung der Aktion "Frauen ans Netz" auf bundesweit 100 Städte. Hiermit soll erreicht werden, dass neben den gut ausgebildeten berufstätigen Frauen auch Frauen mit geringen Zugangsmöglichkeiten zu Technik, Frauen mit familiärer Verantwortung und Frauen mit geringen Arbeitsmarktchancen den Nutzen des Internets erkennen und dieses sinnvoll für ihre Bildung, Lebens- und Freizeitgestaltung einsetzen.

Über ein zentrales Call-Center erfolgt die Anmeldung zu den kostenlosen, von Trainerinnen geleiteten Internet-Einstiegskursen. Mit der Broschüre "Weiter geht's im Cyberspace. Bundesweiter Überblick - Internetkurse für Frauen und Mädchen" soll das vorhandene Angebot an weiterführenden Kursen für unterschiedliche Zielgruppen transparent gemacht werden. Die Aktion ist mit alleine über 100.000 Anruferinnen innerhalb der ersten zwei Wochen ein riesiger Erfolg. Viele der Termine sind inzwischen ausgebucht. Welche noch frei sind, darüber und vieles mehr informiert die Webseite "www.frauen-ans-netz.de".

Darüber hinaus fördert die Bundesregierung in diesem und im nächsten Jahr mit rund 6 Mio. DM die Internationale Frauenuniversität Technik und Kultur im Rahmen der Expo 2000, die dem Sichtbarmachen der Leistungen von Frauen für die Gestaltung der Informationsgesellschaft dient. Erwähnen will ich auch noch den Aufbau eines Mentoring Programms für Frauen in der Informatik in Zusammenarbeit mit der Sommeruniversität für Frauen in der Informatik ab Ende diesen Jahres.

Auf diese Weise sollte es möglich sein, die gesteckten Ziele zu erreichen, den Wandel zur Informationsgesellschaft für Innovation und Beschäftigung zu nutzen und Deutschlands gute Ausgangslage weithin zu verbessern.


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Einführung/Thesenpapier/
Bericht

- Holger H. Lührig / Marion Lührig
- Prof. Dr. Herbert Kubicek
- Prof. Dr. Uta Meier
- Dr. Hermann Rotermund

Round-Table 1:
Multimedia-Nutzung und Lernen:
- Renate Hendricks
- Gabriele Lichtenthäler
- Prof. Dr. Birgit Dankert

Round-Table 2:
Bund/Länder-Programme auf dem Prüfstand
- Roland Simon
- Prof. Dr. Gabriele Winker